Ein Überblick über die Geschichte der Juden in Köln

Schon seit der Antike gibt es eine jüdische Gemeinde in Köln. Belegt sind die Anfänge der jüdischen Gemeinde in Köln durch zwei Dekrete des römischen Kaisers Constantinus II. (317 – 361) aus den Jahren 321 und 331, die im Codex Theodosianus überliefert sind. Die Bestimmungen der Dekrete sicherten den Juden u.a. die Berufung in den Stadtrat zu. Die Synagoge der antiken jüdischen Gemeinde wird am Rathausplatz vermutet, wo eine Tafel auf den wahrscheinlichen Standort hinweist. Die dazugehörige Mikwe, das jüdische Ritualbad, wurde im späten 8. Jahrhundert erbaut und bis Anfang des 12. Jahrhunderts mehrfach verändert. Sie ist heute mit einer Glaspyramide versehen und vom Rathausplatz aus begehbar.

Die Glaspyramide über dem Rathausplatz in Köln

 

 

 

Die karolingische Synagoge entstand um 800, der alte Synagogenvorhof wurde vermutlich in den Bau miteinbezogen. Im Laufe des ersten Kreuzzugs im Jahr 1096 wurden viele Mitglieder der jüdischen Gemeinde ermordet, Judenviertel und Synagoge wurden zerstört. Dem Erzbischof, der die Juden gegen Geldzahlungen geschützt hatte, gelang nur mit Mühe die Beendigung der Ermordungen. Während des zweiten Kreuzzuges wurden die Kölner Juden wiederum durch den Erzbischof geschützt, der ihnen 1146 seine Feste Wolkenburg als Zufluchtstätte zur Verfügung stellte. Im Jahr 1266 wurde den Juden durch Erzbischof Engelbert von Falkenburg gegen die Zahlung von Geld die Benutzung ihres Friedhofs außerhalb der Mauern an der Bonner Straße zugesichert. Die diesen Vorgang bezeugende steinerne Urkunde ist heute im Kölner Dom zu sehen und befindet sich neben dem Eingang zur Kapelle des Heiligen Kreuzes. Im Kölnischen Stadtmuseum sind außerdem zwei von diesem Friedhof verschleppte und im Museum verbaute Grabsteine mit hebräischer Inschrift zu sehen.

 


                Grabsteine des jüdischen Friedhofs

 

 

Um 1340 lebten etwa 750 Juden im Judenviertel beim Rathaus. Neben Synagoge und Mikwe gab es dort außerdem die Frauensynagoge, ein Hospital, ein Hochzeits- und Spielhaus, eine Backstube und eine Badestube für die körperliche Reinigung. Gegen nächtliche Überfälle war es den Juden erlaubt, ihr Viertel mit Holztoren abzusperren. Ihr Status als Bürger verpflichtete sie zur Bewachung einer kleinen Pforte in der Stadtmauer von 1180. Bei den Pestpogromen des Jahres 1349 wurden erneut Juden ermordet. Ihnen wurde vorgeworfen, die Pest in der Stadt Köln verursacht zu haben, und außerdem bezichtigte man sie der Brunnenvergiftung. Es kam zu Plünderung und Niederbrennung des Judenviertels. Weder Erzbischof noch Stadt griffen ein. Nach der Ermordung der Juden teilte  der Rat der Stadt Köln deren Besitz unter sich und den Adligen der Umgegend auf.

                       Judenverbrennung in Köln

  Im Jahr 1372 durften sich wieder Juden in Köln ansiedeln. Die Synagoge wurde erneut aufgebaut. Allerdings wurden sie bezüglich der Freiheit ihrer Lebensführung arg beschnitten: 1404 wurden in der Kölner Judenordnung Verhalten und Kleidung der Juden in 24 Regeln streng reglementiert. 1424 mussten die Juden Köln wiederum verlassen, da sich Stadt und Kirche nicht über die Aufteilung der Einnahmen aus dem sogenannten Judenregal einigen konnten. Viele siedelten sich in Deutz an. Die Synagoge wurde nach einem Umbau 1426 als Ratskapelle St Maria in Jerusalem eingeweiht. Zur Entstehungszeit des ersten Stadtplans von Köln (Arnold Mercator) gab es in Köln keine Juden mehr. Lediglich der (noch heute gültige) Straßenname „Judengasse“ erinnerte an sie.

 

     Judengasse in Köln

Erst im Jahr 1798 durfte sich das erste jüdische Ehepaar wieder nach Erlaubnis der französischen Stadtverwaltung in Köln ansiedeln. 1801 gründeten 18 Familien die erste Kölner Gemeinde der Neuzeit. Unter preußischer Herrschaft entwickelte sich die Gemeinde auf 8000 Mitglieder im Jahr 1895, die Zahl der in Köln lebenden Juden erreichte in der Weimarer Republik ihren Höchststand von 16000, zum Teil durch Zuwanderungen aus Osteuropa. Es entstanden mehrere Synagogen und Bildungszentren. Zwischen 1861 und 1927 erfolgte die Einweihung der Synagogen in der Glockengasse, in der St. Apernstraße, in der Roonstraße und in der Körnerstraße. Die Nationalsozialisten verabschiedeten 1933 ein Gesetz, dass die Auswanderung der Juden erzwang, daher betrug die Zahl der Gemeindemitglieder 1938 nur noch 8000. In der sogenannten Reichskristallnacht, am 9.November 1938 wurden circa 800 jüdische Männer von der Kölner Gestapo verhaftet. Die Synagogen, Geschäfte und Wohnungen Kölner Juden wurden geplündert und zerstört. Zwischen 1941 und 1944 wurden vom Deutzer Bahnhof und von dem Sammellager auf dem Messegelände Deutz aus Juden deportiert und in Konzentrationslagern wurden 8000 Kölner Juden umgebracht. 1945 fand die Neugründung der Kölner Gemeinde in der Synagoge in der Roonstraße statt. 1949 wurde die Synagoge in der Ottostraße eingeweiht. 1965 wurde in Köln die erste Botschaft des Staates Israel in der Bundesrepublik Deutschland eröffnet.1966 entstand an der Universität Köln das Martin-Buber-Institut für Judaistik und seit 1979 gibt es die Städtepartnerschaft zwischen Köln und Tel Aviv-Yafo.

 

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