Das mittelalterliche Judenviertel am  Rathaus

Die jüdische Gemeinde in Köln, die sich bis in die römische Zeit zurückverfolgen lässt, ist einer der ältesten und bedeutendsten Gemeinden Deutschlands. Frühestes Zeugnis einer jüdischen Bürgerschaft in Köln ist ein Erlass des Kaisers Konstantin aus dem Jahre 321 n.Chr., in dem er die Berufung der Juden in den Kölner Stadtrat bekundete.



Das Zentrum des Judenviertels erstreckte sich von den Straßen Obenmarspforten (entlang der alten Römermauer) bis zur Budengasse und von Unter Goldschmied bis zum Alter Markt. Das mittelalterliche Wohnviertel der Juden befand sich also im Stadtkern von Köln, in unmittelbarer Nähe zu dem Palast ihrer Schutzherren, der Erzbischöfe. Das kulturelle und religiöse Zentrum des Judenviertels lag damals im Bereich des verfallenen römischen Statthalterpalastes, in der mittelalterlichen Laurenzpfarre mit dem Wohnbezirk der Ministerialen (Vogt, Kämmerer, Münzer, Zöllner) und westlich des heutigen Rathauses. Die Juden lebten als Sondergemeinde in ihrem eigenen Viertel in der Stadt und hatten ihre eigene Verwaltung und selbständige Rechtsprechung. Sie besaßen Waffenrecht mit der Pflicht, eine Stadtpforte zu verteidigen.
Im südlichen Teil des Judenviertels lagen die Gemeinschaftsräume für das sogenannte „Kultleben“. Sie waren um zwei Höfe herum angelegt. Zu den  Gemeinschaftsräumen gehörten die Synagoge, der Betraum für die Frauen (die sogenannte Frauenschul), die Mikwe, das Warmbad, das Backhaus, das Tanz- und Hochzeitshaus und das Hospiz. In den Jahren 1956/1957 konnten, im Rahmen von Ausgrabungen, die wichtigsten jüdischen Gemeindebauten zwischen den römischen Mauern identifiziert werden. Ihre Lage ist in der Platzpflasterung gekennzeichnet.
Das Judenviertel erlebte seine größte Ausdehnung Anfang des 14. Jahrhunderts und umfasste etwa 750 Einwohner bei 75 Privathäusern. Während der großen Pest (1349), die man den Juden anlastete, wurde das Judenviertel abgebrannt. Nach 1372 wurden die Juden wieder geduldet, aber nur für eine kurze Zeit. Im Jahre 1424 kam es zur endgültigen Zerstörung des Viertels. Erst am Ende des 18. Jahrhunderts bildete sich eine neue Gemeinde, da unter französischer Herrschaft die Religionsfreiheit erklärt wurde.

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