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Im
Süden der Kirche St. Maria im Kapitol steht das sogenannte Dreikönigenpförtchen.
Einer Legende zufolge wurden die Reliquien der Heiligen Drei Könige
durch dieses Tor vom Kölner Erzbischof Reinald von Dassel (1159-1167)
nach Köln gebracht. So sind über einer ursprünglich verschließbaren
spitzbogigen Türöffnung in einer Nische die Figur einer sitzenden
Maria mit Kind sowie die Figuren der anbetenden drei Könige
dargestellt. Diese vier Figuren sind heute als Kopie zu sehen; die um
1330 entstandenen Originale befinden sich im Schnütgen-Museum.
Die Pforte, die die besondere Verehrung der Heiligen Drei Könige in Köln
verdeutlicht, markierte zudem die Südostecke des ehemaligen Kloster-
und späteren Stiftsbezirkes
von St. Maria im Kapitol und ist das
einzige erhaltene Immunitätstor in Köln.
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Der
Dreikönigenschrein im Kölner Dom
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Wie
die Reliquien der Heiligen Drei Könige nach Köln kamen
Im
Jahre 1163 belagerte Kaiser Friedrich Barbarossa die Stadt Mailand.
Reinald von Dassel, der Erzbischof von Köln, war sein engster Berater
und Vertrauter. Die Belagerung der Stadt dauerte sehr lange, weil die
Mailänder heftigen Widerstand leisteten.
In der Mailänder Kirch St. Eustorgius befanden sich die Überreste der
Heiligen Drei Könige. Sie wurden verehrt und angebetet und es wurde
ihnen manches Wunder zugeschrieben. Weil sie für die damaligen Menschen
so kostbar waren, wurden sie während der Belagerung in einem
Frauenkloster in Sicherheit gebracht. Nur die Vorsteherin des Klosters,
die Äbtissin, kannte das Versteck.
Endlich gelang es dem Kaiser, die Stadt zu erobern. Er schleuderte
Geschosse und Brandfackeln über die Mauern. Die Vorratshäuser wurden
in Brand gesteckt, und es dauerte nicht lange, da wütete die
Hungersnot. Die Mailänder mussten sich ergeben. Der Bürgermeister
wurde aus Ärger über den langen Widerstand sofort ins Gefängnis
geworfen. Später sollte er dann hingerichtet werden.
Die Äbtissin des Klosters war die Schwester des Bürgermeisters. Sie
wollte natürlich ihren Bruder vor dem Tode retten und dachte sich einen
Plan aus. Sie ging zu Reinald von Dassel und machte ihm folgenden
Vorschlag: Reinald sollte beim Kaiser erreichen, dass ihr Bruder am
Leben blieb. Dafür wollte sie ihm die Reliquien der Heiligen Drei
Könige geben.
Reinald war in höchster Erregung. Diesen unwahrscheinlichen Schatz zu
bekommen, hatte er sich in den
kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Aber wie sollte er den
Bürgermeister befreien? Wie sollte er ihn vor dem Tode retten? Er
wusste, dass der Kaiser Barbarossa einen Hass
auf den Bürgermeister hatte, dass er ihn niemals am Leben lassen
würde. Reinald dachte lange nach. Dann kam ihm eine Idee. Da er sich
gut mit dem Kaiser verstand, wollte er ihn um ein Geschenk bitten. Er
wollte so viel aus Mailand mitnehmen, wie eine alte Frau tragen kann.
Der Kaiser wunderte sich, weil Reinald so bescheiden war. Er dachte
natürlich, dass Reinald Geld, Gold und kostbare Schätze mitnehmen
wollte. Schließlich sollte er ja auch einen gerechten Anteil an der
Kriegsbeute bekommen. Er erfüllte seinem Vertrauten und Berater diesen
bescheidenen Wunsch sofort. Doch was geschah? Die Äbtissin packte sich
ihren Bruder, den Bürgermeister, auf den Rücken und schleppte ihn zur
Stadt hinaus. Barbarossa wurde zornig und tobte gewaltig. Er glaubte den
Bürgermeister in sicherem Gewahrsam, und nun trug ihn eine alte Frau
aus der Stadt! Langsam beruhigte er sich, denn er erinnerte sich an den
bescheidenen Wunsch von Reinald. Der Kaiser fühlte sich zwar
überrumpelt, aber er hielt sein Wort. Der Bürgermeister blieb am Leben
und Reinald bekam die Reliquien, die er dann nach Köln brachte.
aus:
Elisabeth Mick, Köln im Mittelalter, Köln 1990, S. 30ff.
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